Idda von Toggenburg – Ein Frauenschicksal aus dem Mittelalter

Die Heilige Idda gehört zu den wenig bekannten Schweizer Heiligen. Sie ist die Schutzheilige des Klosters Fischingen im Kanton Thurgau. Ihre Legende ist die Geschichte einer Befreiung unter dramatischen Umständen und deshalb könnte man sie auch als feministische Heilige bezeichnen.

Pater Gregor Brazerol ist der Prior des Klosters Fischingen, das eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat. Am 5.Februar 2021 haben wir uns mit ihm über die Heilige Idda von Toggenburg unterhalten. Das Gespräch ist 24 Minuten lang.

Pater Gregor Brazerol OSB. Foto Dominik Landwehr

Das Kloster Fischingen mit der barocken Klosterkirche gehören heute zu den schönsten barocken Anlagen der Schweiz.

Das Kloster Fischingen. Fotografiert im März 2019. Foto Dominik Landweh

Das Kloster Fischingen ist auf dem Jakobsweg und liegt genau in der Mitte zwischen Konstanz und Einsiedeln. In einem Nebenschiff der Klosterkirche befindet sich der Idda-Alter. Hier empfangen die Pilger jeden Morgen um 06.45 den Pilgersegen. Hier der Text des Pilgersegens

Gott, Du hast Deinen Knecht Abraham auf allen Wegen unversehrt behütet.
Du hast die Kinder Israels auf trockenem Pfad mitten durch das Meer geführt.
Durch den Stern hast Du den Weisen aus dem Morgenland den Weg zu Christus gezeigt.
Geleite auch diese hier versammelten Gläubigen auf Ihrer Pilgerfahrt zum heiligen Jakobus.
Lass sie Deine Gegenwart erfahren, mehre ihren Glauben,

stärke ihre Hoffnung und erneuere ihre Liebe.
Schütze Sie vor allen Gefahren und bewahre sie vor jedem Unfall. Führe sie glücklich ans Ziel ihrer Fahrt und lass Sie wieder unversehrt nach Hause zurückkehren. Gewähre ihnen schließlich, dass sie sicher das Ziel ihrer irdischen Pilgerfahrt erreichen und das ewige Heil erlangen. Darum bitten wir Dich durch Christus unsern Herrn. Amen. Auf die Fürbitte der Heiligen Idda und des Heiligen Jakobus segne Euch der dreieine Gott + der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

Der Alter der Heiligen Idda in Fischingen. Hier wird sie mit ihrem Attribut, dem Hirsch dargestellt. Foto Dominik Landwe

Der steinerne Sarg unter dem Alter ist leer. Er hat aber eine Öffnung und die Pilger können dort ihre müden Füsse hineinhalten. Woher der fromme Brauch kommt ist unklar.

Linderung für müde Pilgerfüsse. Foto Dominik Landwehr

Schliesst man die beiden schmiedeisernen Tore so zeigt sich ein interessantes Bild: Der Tod und die Heilige Idda. Dazu folgender Text

Idda nimmt hiehe von meiner Hand – Toggenburg bin ich genannd
Zünd nur Todt dis Licht geschwind – so mir augelöscht der böse find

Der Legende nach soll der Teufel einmal der Heilige Idda, als sie schon im Kloster lebte, das Licht ausgemacht haben. Sie ginge dann zum Redefenster ihrer Klause, das den Blick in die Klosterkirche öffnete und sprach zu einem toten Leichnnam: Steh auf und entzünde mir das Feuer.

Die zwei Türen beim Sarkophag der Heiligen Idda in geschlossenem Zustand. Foto Dominik Landwehr

Unser Gesprächspartner: Pater Gregor Brazerol OSB. Prior des Klosters Fischingen. Foto Dominik Landwehr

Idas Verehrung wurde 1724 von Papst Benedikt XIII. anerkannt. Gedenktag der Heiligen Idda ist am 3. November.

Website des Klosters Fischingen

Dominik Landwehr Written by: